akin: Das Wiener Deserteursdenkmal wird immer österreichischer

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Radiofassung eines Beitrags aus akin 18/2014

https://akinmagazin.wordpress.com/2014/09/10/wiener-deserteursdenkmal-noch-osterreichischer/

[Nachtrag: Nach Erscheinen dieses Beitrags in seiner Printform erhielten wir eine Reihe von Klarstellungen vom Personenkomittee “Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz”. Nachzulesen unter: http://akin.mediaweb.at/2014/19dessi1.htm; Unsere Stellungnahme zu dieser Reaktion ist hier nachzulesen: http://akin.mediaweb.at/2014/19dessi2.htm.)

***

Manuskript des Beitrags

Wiener Deserteursdenkmal: Noch österreichischer

Im Wiener rot-grünen Regierungsabkommen 2010 war als Vorhaben “Errichtung eines Mahnmals für Deserteure” ausgemacht worden. Dann verging einige Zeit. Letztes Jahr hieß es – bei der Präsentation des Denkmalentwurfs – nur mehr “Denkmal für die Opfer der NS-Militärjustiz”. Deserteure wollte man dann wohl doch nicht belobigen – da könnten ja vielleicht auch Fahnenflüchtige des Ersten Weltkriegs mitgemeint sein. Oder sogar solche Männer, die dem österreichischen Bundesheer unerlaubt ferngeblieben sind.

Im hiesigen Kriegsministerium tut man ja überhaupt alles, um ein Deserteursgedenken nur ja nicht in die Öffentlichkeit kommen zu lassen. Als 2012 am Nationalfeiertag am geplanten Standort des Denkmals am Ballhausplatz ein Gedenken stattfinden sollte, wurde das mit der Argumentation unterbunden, das Bundesheer bräuchte den Platz, um seine LKWs zu parken. Das Personenkomittee “Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz” akzeptierte das und verzupfte sich zu einer Gedenktafel im Grünen in Kagran. Ebenso war das 2013 der Fall.

Aber heuer! Heuer soll das Denkmal fertig werden. Spätestens am Nationalfeiertag. Die Eröffnung wird aber trotzdem nicht an diesem Tag stattfinden, sondern geplant ist der 24.Oktober, ein Werktag – um 11 Uhr vormittags. Die Argumentation sei, so angeblich das Personenkomitee, daß am 26.Oktober das Gedenken im Bundesheergewimmel untergehen würde.

Direkte Nachfragen der akin beim Personenkomitee waren bislang nicht von Erfolg gekrönt. Auch ob es die 2013 versprochene Zusatztafel, auf der erklärt wird, was das Gebilde überhaupt darstellen soll, geben wird, ist unklar. Angeblich, so hieß es jetzt von den Grünen, sei der Text für diese Tafel immer noch nicht fertig. Wahrscheinlich wird also am 24.Oktober in aller Stille und unter nicht sehr reger Beteiligung ein völlig unverständliches Denkmal, das Uninformierten wie eine sinnlose Treppe ins Nichts erscheinen muß, eröffnet, damit am 26.Oktober der Militarismus wieder ungestört sein großes Fest feiern darf.

Irgendwann wird man sich dann auf einen Text für die Zusatztafel einigen, in dem das Wort “Deserteure” nicht vorkommt und der statt antimiltaristischem Gedenken hauptsächlich Österreich-Patriotismus transportiert.

Das ist aber egal, denn die Aufstellung dieser Tafel wird nach der Eröffnung sowieso auf den St.Nimmerleinstag verschoben, weil schließlich ist mit der Aufstellung des Denkmals dem Regierungsabkommen ja eh schon Genüge getan worden. Ein österreichisches Schicksal…

Bernhard Redl

Link zum Personenkomitee: http://www.pk-deserteure.at

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