Fundstücke zur Kriegsmeinungsbildung

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Deutsche Wunderwaffe und europäische Soldaten in die Ukraine: Noch nicht!
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Die Bewältigung der Vergangenheit: Eine Auschwitzlüge 2.0 – und eine Art „Zombie-Theorie“
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Vergangenheitsbewältigung: Nationalsozialismus ist ein Rätsel! Wie war das Unmögliche bloß möglich?
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Der große Austausch anno 2018
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Vergangenheitsbewältigung auf österreichisch
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„Schuldkult“ und „Katechismus“ – Subjekte und Missversteher
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Geschichte und Vergangenheitsbewältigung
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Krieg um Souveränität und die Meinungsbildung
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Nachdenken – ÜBER oder FÜR Krieg und Recht?
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Die Antisemitismus-Debatte im Lichte der "Menschenrechtswaffe"

Einleitung: Heute kein einheitliches Thema, sondern eine Zusammenstellung verschiedener Meldungen, das einigende Band ist mehr ein negatives: Als Konsument der staatstragenden Medien bleibt man von den folgenden Informationen zum Großteil verschont.

„Brief an ehemalige Freunde … (Georg Remmer)

Zwar können wir uns noch treffen bei der Verurteilung des Angriffs Russlands, ähnlich empfinden über das gegenseitige Töten, das Leiden und die Angst der Menschen in der Ukraine. Wir teilen das Verständnis für den Hass der Angegriffenen und ihren Willen, sich gegen die russische Kriegsmaschinerie zur Wehr zu setzen. Aber darüber hinaus: vermintes Gelände.

Im Kern geht es um meine Überzeugung: Der Krieg hätte vermieden werden können – hätte der Westen die legitimen Sicherheitsinteressen Russlands nicht gezielt und in voller Absicht missachtet. Das Ziel: ‘Overextending and Unbalancing Russia’, wie die Rand Corporation 2019 der US-Regierung empfahl. Während sogar bürgerliche Prominente vor dieser gefährlichen Provokation warnten (‘Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!’ vom 5. Dezember 2014!), habt ihr die Strategie der USA und der Nato gegenüber Russland und der Ukraine einfach nicht zur Kenntnis genommen. [Einschub: Der damalige Appell ist aus heutiger Sicht nur mehr ein – allerdings schon bemerkenswertes – Zeitdokument, vor allem, was die prominenten Unterzeichner betrifft: https://www.zeit.de/politik/2014-12/aufruf-russland-dialog?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F]

Wenn ich euch über die Notwendigkeit von Waffenlieferungen und den Sieg über Putin reden höre, bin ich fassungslos: Woher nehmt ihr das Vertrauen zu einem Staat, der erklärtermaßen die einzige Weltmacht sein und mit allen Mitteln bleiben will? Zu einem Militärbündnis, das nicht Frieden sichert, sondern Kriege schafft? In einer grotesken Umkehrung projiziert ihr jetzt alle Lügen und Kriege und menschenverachtende Praktiken des Aushungerns, der Ausbeutung, der Destabilisierung, des Regime Change, der Folter und der extralegalen Tötungen von Bush, Obama, Hillary Clinton, Trump, der Neocons etc. auf Putin: Das ist nicht geschichtsvergessen, verletzt nicht nur jede intellektuelle Redlichkeit – das ist eine Form der Verleugnung, die nicht rational zu fassen ist.

Nutzlos, auf Brzezinskis Plan für die Weltherrschaft der USA und all die Gräueltaten im Irak, Syrien, Libyen aufzuzählen, die halbe Million toter Kinder im Irak, die Frau Albright so salopp zu opfern bereit war, auf Boltons Wahlversprechen, den Sieg über Iran demnächst in Teheran zu feiern etc. hinzuweisen – ihr wisst Bescheid. Aber all das hat eure Einstellung genauso wenig verändert, wie das Massaker in Odessa, die Milliarden Dollar für Putsch und Krieg in der Ukraine, die verlogenen Minsker Verträge, die einzuhalten weder Poroschenko noch Merkel gedachten, oder die zynischen, menschenverachtenden Äußerungen der vom Westen gehätschelten Timoschenko und Poroschenko gegenüber Russen in der Ukraine. Wie könnt ihr all dieses Wissen verdrängen?

Ein grauenhafter Krieg in der Ukraine – übrigens seit vielen Jahren, in denen nichts von euch zu hören war. Ausbeutung eines Landes durch IWF und Konzerne, verbunden mit Oligarchenherrschaft und Korruption – ihr habt geschwiegen. Jetzt die Zerstörung aller menschlichen Werte, Menschen, die geschickt werden, zu töten und zu sterben. Aber ich frage euch: Wo war euer Entsetzen, wenn ihr von den Kriegen und Zerstörungen und Toten und Gräueltaten der letzten zwanzig Jahre ‘all over the world’ gehört habt? Wie kann euer Mitleid so selektiv sein? Habt ihr da auch für Wirtschaftssanktionen gegen die Aggressoren plädiert, gar Waffenlieferungen, den Ausschluss ihrer Künstler und Sportler gefordert, ihre Politiker isoliert und ihre Oligarchen enteignet? Ihr hättet viel zu tun gehabt. Macht euch diese Zeitenwende keine Angst?“
https://www.ossietzky.net/artikel/brief-an-ehemalige-freunde/

Was machen US-Luftlandetruppen in Polen?

Seymour Hersh in der Schweizer „Weltwoche“. Der Mann ist bekannt für gute Kontakte zu Insidern, und d.h., er wird von denen auch zum Lancieren von Nachrichten benutzt. Sein Standardvorwurf besteht darin, dem jeweiligen US-Präsidenten anzukreiden, der würde dem amerikanischen Volk wichtiges Zeug verschweigen.

Der Beamte verwies auf die wenig bekannte und selten diskutierte, von Biden genehmigte Entsendung von zwei Brigaden mit Tausenden der besten Kampfeinheiten der amerikanischen Armee in die Region. Eine Brigade der 82. Luftlandedivision hat von ihrem Stützpunkt in Polen aus, nur wenige Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, intensiv trainiert und geübt. Sie wurde Ende letzten Jahres durch eine Brigade der 101. Luftlandedivision verstärkt, die in Rumänien stationiert war. Zusammen mit den Verwaltungs- und Unterstützungseinheiten – mit den Lastwagen und Fahrern, die den ständigen Strom von Waffen und militärischer Ausrüstung auf dem Seeweg transportieren, um die Einheiten kampfbereit zu halten – könnte die tatsächliche Mannstärke der beiden Brigaden mehr als 20.000 betragen. Die Geheimdienst-Mitarbeiter sagten mir, dass ‘es keine Beweise dafür gibt, dass irgendein hochrangiger Beamter im Weißen Haus wirklich weis, was in der 82. und 101. vor sich geht. Sind sie im Rahmen einer Nato-Übung dort oder um mit Nato-Kampfeinheiten zu dienen, falls der Westen beschließt, russische Einheiten in der Ukraine anzugreifen? Sind sie dort, um zu trainieren oder um als Auslöser zu dienen?’“
https://weltwoche.ch/daily/neuster-artikel-von-us-reporter-seymour-hersh-ueber-die-habgier-selenskyjs-und-den-totalen-bruch-zwischen-dem-weissen-haus-und-dem-geheimdienst-weil-die-nord-stream-sprengung-im-voraus-ni/

Die westliche Kriegführung „from behind“: Feig, verlogen, heuchlerisch?

Aus der Schweizer Weltwoche: „Die im Internet aufgetauchten geheimen Pentagon Papers verrieten auch Kriegspläne der Ukraine: Kiew wollte den Kampf nach Russland tragen und die Großstadt Rostow bombardieren. Aufschrei bei den Verbündeten in Washington und Brüssel: Das geht aber gar nicht! Wirklich? Ein Angriff läge doch in der Logik westlicher Propaganda. … Warum dieses Zögern? Weil eine Attacke auf Russland gefährlich wäre – für den Westen. Er will keine Ausweitung des Krieges. Das ist gut und richtig. Aber auch menschenverachtend zynisch. Denn stellvertretend wird eben die Ukraine geopfert – ein Land zerstört, eine Generation junger Männer verheizt. Zum Dank nennt man sie Helden. Kostet ja nichts. Die Maulhelden in Washington und Brüssel aber lehnen sich zurück. Feige, verlogen und heuchlerisch.“
https://weltwoche.ch/daily/maulhelden-im-westen-kiew-wollte-russland-bombardieren-bruessel-und-washington-sind-entsetzt-obwohl-dies-der-westlichen-kriegs-logik-entspricht/
Kleine Ergänzung: Dazu braucht es keine „Enthüllungen“. Aufgrund der militärischen Lage und des Kräfteverhältnisses ist klar, dass die Ukraine ihre Kriegsziele nur erreichen kann, wenn die NATO „all in“ geht und den Krieg selber übernimmt, wie es in der ukrainischen Militärdoktrin von Anfang an vorgesehen war. Das versucht die Ukraine zu provozieren, und deswegen besteht Washington auf der eigenen Kontrolle des Kriegsgeschehens, durch Waffen und Informationen, die geliefert werden – oder eben nicht. Die Charakterisierung als „feig, verlogen, heuchlerisch“ fällt hinter die vorherigen Auskünfte zurück: Die Ukraine wird geopfert, die Soldaten verheizt. Das ist strategisches Kalkül.

Nochmal die Minsker Abkommen im Lichte der Verantwortungspresse

Die jüngsten Enthüllungen des ehemaligen französischen Präsidenten François Hollande zur Ukraine-Krise sorgen für Aufregung. Hollande wurde von zwei russischen Komikern hereingelegt, die sich als der ehemalige ukrainische Präsident Petro Poroshenko ausgaben und mit ihm telefonierten. In diesem Gespräch machte Hollande einige kontroverse Aussagen und gestand, dass die EU und Frankreich direkt am Ukrainekonflikt beteiligt waren, dies aber aufgrund der Gefahr von Vergeltungsmaßnahmen Russlands, die über die Ukraine hinausgehen könnten, nicht öffentlich erklären konnten. Hollande enthüllte auch, dass die Minsker Abkommen, die dazu bestimmt waren, Frieden in die Ukraine zu bringen, tatsächlich eine Strategie der Nato waren, um die Ukraine zu militarisieren und auf einen Krieg gegen Russland vorzubereiten. Er wies auch auf Poroshenkos Rolle bei der Absetzung des ehemaligen ukrainischen Präsidenten Janukowitsch und dem Drang der Ukraine hin, sich in Richtung der EU zu bewegen. Diese Aussagen von Hollande bestätigen, was viele Experten seit Jahren sagen – dass der Westen eine Rolle in der Ukraine-Krise spielte, indem er die Maidan-Proteste anstiftete und die gewählte Regierung stürzte. Angela Merkel und François Hollande haben öffentlich zugegeben, dass die Minsker Abkommen eine Falle waren, um der Ukraine Zeit zu verschaffen, sich auf einen Krieg gegen Russland vorzubereiten. Diese Enthüllungen sollten in den westlichen Medien weit verbreitet werden, aber sie wurden weitgehend ignoriert.“
(https://weltwoche.ch/daily/frankreichs-ex-praesident-gesteht-dass-die-eu-schon-lange-vor-der-eskalation-am-ukraine-konflikt-beteiligt-war-die-westliche-erzaehlung-von-der-weissen-weste-broeckelt/)
Auch hier eine kleine Ergänzung: Vielleicht sollte man sich von offenkundig unzutreffenden Vorstellungen über „eigentliche“ Aufgaben und Pflichten westlicher Medien verabschieden. Die Vorstellung, es bräuchte für eine funktionierende Propaganda ein extra Ministerium, die ist eindeutig überholt.

Die „Nazi-Keule“ im Lichte der Verantwortungspresse

Max Blumenthal von The Grayzone interviewt Heinrich Bücker, den Gründer des Berliner Antikriegscafés COOP, über seine Drangsalierung durch den deutschen Staat, weil er öffentlich die deutsche Militärhilfe für eine ukrainische Regierung angeprangert hat, die Nazi-Kollaborateure aus dem Zweiten Weltkrieg verehrt und Neonazi-Bataillone in ihr Militär integriert.“
https://thegrayzone.com/2023/03/08/germany-prosecutes-aid-ukrainian-nazis/

Zwei Ergänzungen: Max Blumenthal ist ein amerikanischer Journalist. Stammt – laut wikipedia – aus einer jüdischen Familie, ist der Sohn von Jacqueline und Sidney Blumenthal, einem US-amerikanischen Journalisten, politischen Aktivisten und früheren Berater des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und langjährigen Vertrauten von Hillary Clinton. Sohn Max ist ein so radikal überzeugter Anhänger westlicher Werte, vor allem, was die Aufgaben des Journalismus betrifft, dass er sogar den Westen daran kritisiert, was ihm u.a. den Vorwurf des „Antisemitismus“ eingetragen hat. Hat die Internet-Plattform thegrayzone.com gegründet.
Die Sache, die da thematisiert wird, ist bekannt, wird aber von der Verantwortungspresse nicht hochgespielt, sondern ziemlich totgeschwiegen: Der Bandera-Kult in der Ukraine (Denkmäler, Museen, Straßennamen) gilt einem Nazi-Kollaborateur des Zweiten Weltkriegs, und das Asow-Regiment bzw. dessen Soldaten schmücken sich gern mit Hakenkreuzen und der entsprechenden Weltanschauung. Man kann wieder lernen, wie selektiv und berechnend Politik und Öffentlichkeit den Faschismus-Vorwurf instrumentalisieren, je nachdem, ob es gerade passt oder nicht; so wie etwa hierzulande, wenn es um die FPÖ geht …

„Völkerrechtswidrige verbrecherische Angriffskriege“ – Was es da alles gibt!

A propos und zum Thema Vorwürfe, wann sie passen und wann nicht: Wer hat gewusst oder in Erinnerung, dass die Ukraine selber – ein bisschen – an einem verbrecherischen, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg beteiligt war?
„Während des Irakkrieges 2003 war die Ukraine an der Koalition der Willigen beteiligt und entsandte 1.650 Soldaten mit militärischem Gerät in den Irak. Mit seinem Kontingent verfügte das Land über die sechstgrößte Truppenstärke im besetzten Irak. Es befand sich im territorialen Zuständigkeitsbereich Polens.“
(https://de.wikipedia.org/wiki/Ukrainische_Streitkr%C3%A4fte)
Als Koalition der Willigen oder als Koalition der Wollenden (im englischen Original „coalition of the willing“) bezeichneten insbesondere die US-amerikanischen Gründer dieser Koalition eine Allianz von Staaten, die den völkerrechtswidrigen Angriff der USA im Frühjahr 2003 auf den Irak im Dritten Golfkrieg politisch und militärisch unterstützten.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Koalition_der_Willigen)
Zur Erinnerung: Staaten wie Deutschland und Frankreich hatten damals die Beteiligung verweigert, weil ihnen die Rolle als US-Hilfstruppen einfach zu minder und ein irgendwie gearteter nationaler Nutzen nicht absehbar war. Ost-Staaten wie Polen, die Ukraine und auch Georgien ergriffen hingegen die Gelegenheit, sich für die USA militärisch nützlich zu machen, um sich darüber als Bündnispartner zu empfehlen. In gewisser Weise hat das auch geklappt, aber ganz anders …

Getreide – gegen den Hunger in der Welt!

Polen verbietet Einfuhr von Lebensmitteln aus Ukraine
Polen will künftig kein Getreide und andere Lebensmittel mehr aus der Ukraine einführen. … In mitteleuropäischen Ländern gibt es große Vorräte ukrainischen Getreides, das preiswerter ist als das in der Europäischen Union produzierte. Aufgrund von logistischen Problemen wurde es nicht weitertransportiert. Das beeinträchtigt die Preise und die Verkaufsmöglichkeiten für heimische Landwirtinnen und Landwirte. … ‘Wir sind und bleiben unverändert Freunde und Verbündete der Ukraine’, erklärte Kaczynski. Polen werde die Ukraine auch weiterhin unterstützen. ‘Aber es ist die Pflicht eines jeden Staates, jeder Behörde, zumindest einer guten Behörde, die Interessen seiner Bürger zu schützen.“

https://orf.at/stories/3312730/

Zusatz: Ungarn und die Slowakei haben sich inzwischen angeschlossen. Da hat man immer glauben sollen, es ginge um die Versorgung Hungernder mit Lebensmitteln, wenn die Ukraine Getreide exportiert; aber deren Zahlungsfähigkeit ist der europäischen Zahlungsfähigkeit nicht gewachsen. Die Leute im Süden haben zwar Hunger, aber wenig Geld. Der ORF erwähnt wohlwollend „logistische Probleme“, weswegen das Getreide nicht die hungernden Adressaten erreicht – nun, logistische Probleme sind im Kapitalismus Geldprobleme, sonst nichts. Updates:
„Begründet wird die Maßnahme in Warschau und Budapest einerseits damit, dass die ukrainischen Getreideexporte die eigene, heimische Produktion wegen billiger Preise gefährden würden; andererseits würde ukrainisches Getreide, das nicht nach EU-Normen hergestellt werden muss und eigentlich für andere Märkte (v. a. Nahost und Afrika) bestimmt sei, schädliche Pestizide enthalten.“
Aha, also für die Hungerleider im Süden ist Getreide gut genug, das möglicherweise mit Schadstoffen belastet ist, die Europäern nicht zuzumuten sind.
„Polen und die Ukraine haben ihren Streit über die Einfuhr von ukrainischem Getreide beigelegt. … Warschau und Kiew hätten aber ‘Mechanismen’ vereinbart, um sicherzustellen, ‘dass nicht eine Tonne Getreide in Polen verbleibt’, sagte Telus.“ https://www.derstandard.at/story/2000145570615/oestliche-eu-staaten-kuendigen-importstopp-fuer-ukrainisches-getreide-an – und: – https://orf.at/#/stories/3313101/

Polen und die Ukraine: Möglichkeiten und (ohne?) Grenzen

Immerhin, in anderen Hinsichten ist das Verhältnis zwischen Polen und der Ukraine offenbar intakt:

„‘In Zukunft wird es keine Grenzen zwischen unseren Völkern geben: keine politischen, wirtschaftlichen und – ganz wichtig – keine historischen’, sagte der ukrainische Präsident Wladimir Selensky Anfang April bei einem offiziellen Besuch in Polen. Überhaupt äußert er oft lautstark blumige Phrasen, deren Bedeutung nicht nur seinen Zuhörern, sondern offenbar auch ihm selbst unklar bleibt. Doch dieses Mal gelang es ihm tatsächlich, die Aufmerksamkeit von Politikern und Experten auf sich zu ziehen und sie zum Nachdenken anzuregen: Was hat der ukrainische Präsident eigentlich gemeint?“

Zwei sehr unterschiedliche Stellungnahmen aus Polen zu diesem anvisierten gemeinsamen Haus ohne Grenzen:

Die einflussreiche polnische Zeitung Rzeczpospolita reagierte auf Selenskys Erklärung mit einem großen Artikel unter der enthusiastischen Überschrift ‘Lasst uns die Rzeczpospolita wiederherstellen! Diesmal mit der Ukraine. Der Autor des Artikels, der sich auf eine Veröffentlichung in der renommierten amerikanischen Zeitschrift Foreign Policy beruft, schreibt, dass die Wiederherstellung der ‘historischen Rzeczpospolita’ eine starke Barriere gegen die ‘russische Bedrohung’ schaffen und die Verwirklichung der außenpolitischen Ambitionen Moskaus verhindern würde. Als historisches Beispiel führt er die Union von Lublin an, ein Bündnis zwischen Polen und Litauen im 16. Jahrhundert, das faktisch zur Auflösung des unabhängigen litauischen Staates und dazu führte, dass er durch den stärkeren Partner geschluckt wurde.“ … (die polnischen Eliten, Anm. H.A.) „wollen Polen zu einem neuen Machtzentrum gegen das ‘alte Europa’ in Form von Deutschland und Frankreich machen. Genau das hat der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki bei seinem jüngsten Besuch (11. bis 13. April) in den USA gesagt: ‘Das alte Europa’, das Verträge mit Russland anstrebte, wurde besiegt, aber es gibt ein ‘neues Europa, das die Grundlage der europäischen Sicherheit werden will.’ Und Polen ist offenbar sein Anführer. Und überhaupt sind Polen und die USA die beiden Pole der westlichen Zivilisation.“

Ist eine Union zwischen Polen und der Ukraine möglich?

Das war die enthusiastische polnische Sicht. Eine andere polnische Zeitung ortet in dem Vereinigungsbedürfnis Selenskyjs eine ganz andere historische Tendenz:

Die Zeitung Myśl Polska veröffentlichte anlässlich der Ankunft von Selensky einen äußerst scharfen Artikel über die politische Ideologie des Ukrainismus: ‘Wir sehen in den Neuankömmlingen die Folgen der jahrelangen ideologischen Pflege des Nazismus. Der Staatskult um Stepan Bandera, Roman Schuchewytsch und andere Nazi-Kollaborateure hat bei Generationen von Ukrainern unauslöschliche Spuren hinterlassen. Die Ukraine ist ein Gebiet, in dem eine Entnazifizierung absolut notwendig ist.’“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/deutschlands-schwaeche-und-polens-ambitionen-in-der-ukraine/

Auch hier zur nochmaligen Erinnerung: Stepan Bandera war ein ukrainischer Nationalist, der seinerzeit deswegen zum Nazi-Kollaborateur wurde, und der sich um eine ukrainische Nation u.a. durch die Liquidierung nicht nur von Russen, sondern auch von Polen und Juden verdient machte, weswegen auch in Polen und in Israel gegen den nunmehr in der Ukraine forcierten Bandera-Kult protestiert wurde und wird. M. E. passt dieser Kult hervorragend zur gegenwärtigen Ukraine und dem dortigen Bedürfnis nach Entrussifizierung, das nicht erst ein Jahr alt ist.

Die letzten Zitate samt den Passagen polnischer Zeitungen stammen von einer Website namens „Anti-Spiegel“. Der Name ist Programm. Sie wird von einem gewissen Thomas Röper moderiert und getextet, der seit zwanzig Jahren in Russland lebt und von dort gegen das westliche Russland-Feindbild anschreibt. Der link zu seiner Selbstbeschreibung:
https://www.anti-spiegel.ru/ueber-anti-spiegel/
Daher finden sich dort auch Informationen, die in hiesigen Medien unter den Tisch fallen. Vor allem werden dort auch Meldungen russischer Medien übersetzt.

Was die (indirekten) Zitate aus den erwähnten polnischen Zeitungen betrifft – ich kann nicht polnisch. Die folgende Übersetzung ist daher künstlich intelligent:

„Ein weiterer Aspekt sind kulturelle und zivilisatorische Fragen. Mit großer Trauer sehen wir unsere slawischen Brüder in den Ukrainern, und wir beobachten die Auswirkungen der langjährigen nationalsozialistischen Indoktrination unter den Neuankömmlingen. Der Staatskult um Stepan Bandera, Roman Shukhevych und andere Nazi-Kollaborateure hat die nachfolgenden Generationen der Ukrainer nachhaltig geprägt. Diesen Menschen wurde ein schrecklicher Schaden zugefügt, indem sie dazu erzogen wurden, ihre Nachbarn, ethnische und religiöse Minderheiten und alle Nicht-Kult-Kriminellen zu hassen. Die Ukraine ist ein Gebiet, in dem eine Entnazifizierung absolut notwendig ist, und obwohl es bedauerlich ist, dass sie derzeit in Form eines Bruderkriegs stattfindet, sollte uns dies nicht über den offen neonazistischen Charakter des derzeitigen ukrainischen Staates und seiner Behörden hinwegtäuschen.“

Das polnische Original: „Kolejnym aspektem są kwestie kulturowe i cywilizacyjne. Z prawdziwą przykrością, widząc w Ukraińcach naszych braci Słowian, obserwujemy wśród przybyszów skutki długoletniej nazistowskiej indoktrynacji. Państwowy kult Stepana Bandery, Romana Szuchewycza i innych hitlerowskich kolaborantów zostawił trwałe piętno na kolejnych pokoleniach Ukraińców. Tym ludziom wyrządzono straszliwą krzywdę, wychowując ich w nienawiści do sąsiadów, do mniejszości etnicznych i religijnych i do wszystkich niepodzielających kultu zbrodniarzy. Ukraina jest terenem, na którym absolutnie konieczna jest denazyfikacja i chociaż należy ubolewać, że obecnie odbywa się ona w formie bratobójczej wojny, to jednak nie powinno nam to przesłaniać otwarcie neonazistowskiego charakteru obecnego państwa ukraińskiego i jego władz.“

Rękas: Uchodźcy czy przesiedleńcy?

Akademische Mobilmachung – nicht nur in Bonn!

Eine von einer renommierten Fachzeitschrift zunächst genehmigte und gelobte Arbeit wurde plötzlich ohne Erklärung zurückgezogen. Der Autor, einer der weltweit führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Ukraine, hatte überwältigende Beweise für die Schlussfolgerung zusammengetragen, dass die Demonstranten auf dem Maidan von Scharfschützen der Putschisten getötet wurden.
Das Massaker von Scharfschützen an regierungskritischen Aktivisten und Polizeibeamten auf dem Maidan-Platz in Kiew Ende Februar 2014 war ein entscheidender Moment des von den USA inszenierten Sturzes der gewählten ukrainischen Regierung. Der Tod von 70 Demonstranten löste eine Lawine der internationalen Empörung aus, die den Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch zu einer vollendeten Tatsache machte. Doch bis heute sind diese Morde nicht aufgeklärt.
Hier kommt Ivan Katchanovski ins Spiel, ein ukrainisch-kanadischer Politikwissenschaftler an der Universität von Ottawa. Jahrelang sammelte er erdrückende Beweise dafür, dass die Scharfschützen nicht mit Janukowitschs Regierung in Verbindung standen, sondern Pro-Maidan-Aktivisten waren, die aus von Demonstranten besetzten Gebäuden schossen. …

Akademische Verschwörung des Schweigens
Katchanovski lehnte es ab, den Namen der fraglichen Zeitschrift zu nennen, bezeichnete sie aber als ‘hochkarätig’ im Bereich der Sozialwissenschaften. Er hält die Weigerung, seine Studie zu veröffentlichen, für ‘außergewöhnlich’, aber nichtsdestotrotz
bezeichnend für ein ‘weitaus größeres Problem im akademischen Publikationswesen und in der Wissenschaft’.
‘Der Redakteur, der meinen Artikel annahm, erfuhr erst durch meine Tweets zu diesem Thema, dass er nicht veröffentlicht werden würde. Diese Kehrtwende war höchst irregulär und politisch. Es gibt eine wachsende politische Zensur in Bezug auf die Ukraine in der akademischen Welt, aber auch eine Selbstzensur’, sagte Katchanovski gegenüber The Grayzone. ‘Viele Wissenschaftler haben Angst, evidenzbasierte Forschung zu betreiben, die den etablierten westlichen Narrativen über den Maidan, den russisch-ukrainischen Krieg und andere Themen im Zusammenhang mit den Konflikten in der Ukraine nach dem Putsch von 2014 zuwiderläuft.’“
(Die Übersetzung ist künstlich intelligent.)
https://thegrayzone.com/2023/03/12/academic-journal-maidan-massacre/

Noch einmal Getreide – gegen den Hunger in der Welt!

Die USA spionieren nicht nur ihre Alliierten und die Ukraine aus, sondern auch die UN. Folgt man den Pentagon-Leaks, so haben sie es vor allem auf Generalsekretär Guterres und den Getreide-Deal mit Russland abgesehen. Das nun geleakte Dokument konzentriert sich auf das Getreideabkommen im Schwarzen Meer, das im Juli von der UN und der Türkei vermittelt wurde – aus Angst vor einer globalen Nahrungsmittelkrise. Guterres war demnach bereit, die Exportfähigkeit Russlands unter Einbeziehung sanktionierter Personen voranzutreiben, solange die Ukraine ihr Getreide in die Welt bringen konnte. Damit sei er Russland zu weit entgegen gekommen, berichtet ‘Euronews’ unter Verweis auf die Leaks. Dies sei dem Weißen Haus in Washington – also US-Präsident Biden – sauer aufgestoßen. Hätte Biden lieber keinen Getreide-Deal gehabt – und so eine weltweite Hungersnot riskiert? Und was ist mit der EU? Sie hat Guterres erst vor kurzem zum Gipfel in Brüssel eingeladen.P.S. Der Getreide-Deal sorgt auch für Ärger in Polen. Denn entgegen den Angaben aus der Ukraine, wonach die Ware für die Ärmsten der Armen bestimmt war, landete viel Getreide in Polen, wo es den Pries verdarb und Bauernproteste auslöste. Nun hat die Regierung in Warschau eine Kommission eingesetzt, die möglichen Betrug aufklären soll.“

Pentagon-Leaks: Biden gegen Guterres und den Getreide-Deal

 

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